Fluglotsen (Air Traffic Control) am
Euroairport
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Gesellschaftsform
Staatlich, keine Privatisierungspläne!
Luftraumstruktur
7 Arbeitsplätze total, 3 Approach, 3
Tower, 1 Chef de quart. Noch keine klar abgegrenzten An- und
Abflugrouten. Basel Approach versucht hartnäckig von den angrenzenden
Leitstellen mehr Luftraum zu erhalten um etwas komfortablere und flüssigere
Verkehrsabwicklungen durchführen zu können. Vorallem die französischen
Gesetzesmühlen in Paris mahlen ja nicht gerade mit Überschall, und
somit werden Verbesserungen wohl nicht unbedingt von heute auf morgen
zu erwarten sein.

Personalbestand
35 FVL (10 Frauen), kaum Elsässer,
Beruf in der Region zu wenig bekannt. Dazu permanent 15 Auszubildende,
die von der ENAC in Toulouse für ein halbes Jahr nach Basel geschickt
werden. Durchschnittlich bleiben FVL 8- 10 Jahre in Basel,
anschliessend Versetzung möglichst nach Südfrankreich oder Region
Paris.
Ausbildung
Theorie und Simulation bei ENAC in
Toulouse. 3-4 Jahre bis zur Voll-Lizenz. Beliebteste Arbeitsorte sind
Region Marseille und Paris. Höchstes Rating für ACC und Paris TMA,
mit entsprechend höherem Salär.
Flowcontrol
Brüssel steuert die Verkehrsspitzen.
15-20 Anflüge/h. Totalkapazität 30 An- und Abflüge bei schönem
Wetter. Die Flowraten müssen telefonisch bei Reims ACC abgefragt
werden.
Radaranlage
Das alte Sekundärradar mit sehr
unzuverlässigen Korrelationen ist nicht mehr brauchbar. Zur Zeit wird
mit einem etwas schnelleren ACC-Brightdisplay (EIZO/ 20 Zoll) von
Reims gearbeitet (8 Umdrehungen/Min.). Eine neue Anflugradarantenne
entsteht auf dem Platz, operationell ist diese jedoch frühestens in
der zweiten Hälfte 2000 verfügbar.

Militäreinschränkungen
Im Norden von Basel breitet sich die
grosse Militärzone von Colmar aus. Massive Einschränkung für Basel.
Sehr lange Betriebszeiten, zweimal pro Woche Nachtflüge. Für
einzelne An/ Ab- und Transitflüge erhält Basel von Colmar eine Überflugbewilligung.
Meist beharrt das französische Militär aber stur auf seinen Lufträumen.
Basel müsste dringendst mehr Luftraum im Norden haben, um wesentlich
flüssiger arbeiten zu können.
Arbeitspläne
5 Schichtteams à 7 FVL. 1.
Arbeitstag on Duty von 0750- 2000 Uhr, 2. Arbeitstag Nachtschicht von
2000- 0800 Uhr, dann nachtdienstfrei, anschliessend 2 Freitage und am
6. Tag wieder die 12 h Tagesschicht. Nach Mitternacht sind jeweils 4
FVL anwesend! Das ergibt dann eine ungefähre Brutto-Arbeitszeit von
32- 35 h/ Woche. 6-7 Wochen Ferien.
Pensionierung
Ab 52 Jahren möglich, aber massiv
kleinere Rente (ca. 50%), spätestens Pensionierung mit 57 und einer
Rente von ca.70%.
Löhne
Grundsätzlich ca. 20% tiefer als in
der Schweiz, unter Berücksichtigung von Kaufkraft und Sozialabgaben
nahezu gleich. FVL von kleineren Flugplätzen verdienen weniger. In
Basel werden die FVL vom Aéroport de Bâle zusätzlich "gesponsort".
Somit verdient ein Basler FVL nahezu soviel wie ein FVL in Paris.
Wünsche von Basel
Für
Inbounds, longitudinal separation:
·
same
Flightlevel 10 NM/ 220 kts
· 15 NM/ 250 kts
Inbound vom Südwesten via LUMEL
TRA-BLM kann weiterhin angefragt
werden, Bedingung: abeam Golke fl120 or below. Ein Arrival der Fl250
erst über Trasadingen verlassen, kann ist für ein "Direkt BLM"
zu hoch. Ein vernünftiger Downwind auf die 16 kann nicht mehr
durchgeführt werden.

Wünsche von Zürich
- Outbound
Basel in alle Abflugrichtungen möglichst regelmässig verteilen,
unbedingt die Startzeiten eingeben und einen frühzeitigen
Frequenzwechsel veranlassen, denn schon über HOC sind die Flüge
jeweils mitten im Westkuchen drin.
- keine
kurzfristigen "no more traffic accepted" Requests, denn
dies führt im Westsektor immer wieder zu extremen, nicht mehr
safety-gerechten Verkehrsspitzen, ein Holding über Willisau für
Inbound Basel ist nicht möglich! Ein Overload-Holding Verfahren
über LUMEL; ALTIK oder allenfalls DELMO muss unbedingt
festgeschrieben werden!
Ausblick
Der fulminant und extrem schnell
wachsende Crossair-Hub stellt Basel`s ATC und Airport-Infrastruktur
vor gewaltige Probleme. Die Idee von Moritz Suter, hier einen
Business-Hub mit ausserordentlich kurzen Transferzeiten aufzubauen,
ist zwar bestechend! Einen eigenen Transfer-Terminal kann Crossair
schnell errichten, viele neue Flugzeuge bestellen auch, aber weitere
Infrastruktur-Verbesserungen hangen doch extrem von französischen
Gesetzen und Mentalitäten ab. Flexible Anpassungen werden
dementsprechend dauern. Auch die französischen Fluglotsen-
Gewerkschaften werden wohl in Basel vermehrt Kapazitäts- und
Arbeitszeitlimiten festlegen.
Folgende kurz- bis mittelfristige
Infrastrukturverbesserungen sind geplant:
- Neues
Approach- Radar, voraussichtliche Inbetriebnahme Spätherbst
2000
- Neuer
Kontrollturm auf Ende 2002
- Pistenverlängerung
RWY26 gegen Osten
- mehr
Luftraum, mit verbesserten Verfahren für APP Basel
- mehr
Flugsicherungspersonal
- Vergösserung
der Apron-Abstellfläche
Schlussbemerkung
Demnächst wird Deutschland ebenfalls
ARN-V3 einführen. Eine hervorragende Möglichkeit, den Luftraum um
und über Basel ebenfalls zu entrümpeln, denn viel ATC-Kapazität
wird durch umständliche Koordinationsverfahren und ausserordentlich
komplizierte Luftraumstrukturen verschleudert! Die von der ACC Zürich
(Arbeitsgruppe W2) begonnene Ueberarbeitung der Verfahren im
Westsektor ist diesbezüglich richtig. Es bleibt sehr zu hoffen, dass
Reims, Genf, Frankfurt, Stuttgart, Zürich und die Militärs sich
zusammenraufen und für alle eine echt brauchbare und vorallem viel,
viel einfachere Luftraumstruktur erarbeiten werden. Nur, leider,
leider deuten erste Anzeichen am Horizont nicht gerade auf einen
baldigen Jahrtausendwurf hin!"
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